Leaving Paradise (German Edition) by Elkeles Simone

Leaving Paradise (German Edition) by Elkeles Simone

Autor:Elkeles, Simone [Elkeles, Simone]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2013-01-13T23:00:00+00:00


23 Caleb

Du ignorierst mich und ich ignoriere dich. Genau wie alle anderen Mädchen in meinem Leben versucht Maggie, mich zu kontrollieren. Ich habe die Spielchen satt, ich habe es satt, mich wie ein Mistkerl zu fühlen. Und vor allem habe ich es satt, angestarrt zu werden, weil ich im Gefängnis war.

Ich weiß, dass sie mich anstarrt. Ich spüre, wie sich ihre Blicke wie winzige Nadelstiche in meinen Rücken bohren. Aus lauter Frust hämmere ich den nächsten Nagel härter in das Kantholz, als ich es normalerweise tun würde, und haue mir dabei mit dem Hammer auf den Zeigefinger.

Ich funkle Maggie aufgebracht an.

Das Mädchen sitzt in einem zerrissenen, fleckigen Overall auf der Erde. »Ich … ich habe dich nicht angestarrt«, stottert sie.

»Na klar hast du das«, belle ich zurück. Ich breite die Arme weit aus. »Du willst den Exknacki angaffen? Nur zu! Aber beantworte mir eine Frage, okay? Gefällt es dir etwa, wenn die Leute dich anstarren, wenn du durch die Gegend hinkst, als würdest du jeden Moment das Gleichgewicht verlieren und auf dem Allerwertesten landen?«

Maggie holt erschrocken Luft, dann legt sie eine Hand über Mund und Nase und humpelt ins Haus.

Oh, verdammt.

Mein Finger hämmert, mein Kopf pocht und ich habe ein verkrüppeltes Mädchen beleidigt – ein Mädchen, das ich zum Krüppel gemacht habe. Ich sollte auf der Stelle zur Hölle fahren, denn der Handel mit dem Teufel ist wahrscheinlich sowieso längst beschlossene Sache.

Mrs Reynolds hat keinen Schimmer, was hier gerade abgeht. Ihr ist der Kopf auf die Brust gesunken und sie schnarcht in ihrem Gartenstuhl vor sich hin.

Ich werfe den Hammer beiseite und gehe ins Haus, um Maggie zu suchen. Aus der Küche dringen schniefende Geräusche. Maggie steht an der Anrichte, sie holt Gemüse aus dem Kühlschrank. Dann nimmt sie ein Schneidebrett und beginnt das Gemüse mit einem großen Schlachtermesser klein zu hacken.

»Es tut mir leid«, sage ich. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«

»Schon okay.«

»Offenbar ist es das nicht, sonst würdest du nicht weinen.«

»Ich weine nicht.«

Ich lehne mich mit der Hüfte an die Anrichte. »Dir laufen Tränen übers Gesicht.« Ich sehe sie so klar wie nur was.

Sie nimmt eine Zwiebel und hält sie mir entgegen. »Meine Augen tränen, wenn ich Zwiebeln schneide.«

Ich balle die Fäuste, weil ich sie nicht packen und schütteln kann, bis sie mich anschreit. Dieses Mal hätte ich es verdient, angeschrien zu werden. »Sag etwas.«

Anstatt zu antworten, teilt sie die Zwiebel in zwei Hälften. Ich nehme an, sie stellt sich vor, die Zwiebel sei mein Kopf … oder ein anderer Teil meines Körpers.

»Schön, wie du willst«, sage ich und lasse sie stehen. Wenn sie ein Leben in erstarrtem Schweigen führen will, ist das ihre Entscheidung.

Ich presse die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzt, und den Rest des Nachmittags arbeite ich draußen am Pavillon. Es fühlt sich gut an, etwas Nützliches zu schaffen, etwas, für das man zur Abwechslung einmal stolz auf mich sein kann. Denn mein übriges Leben habe ich komplett versaut.

Maggie hat ihren Posten im Garten aufgegeben. Sie ist nicht wieder draußen gewesen, seit ich sie zusammengestaucht habe.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.